Fusion: Aus Google Brain und Deep Mind wird Google DeepMind

In einer gemeinsamen Erklärung haben die CEOs der KI-Forschungsabteilung von Google und des zum Konzern gehörigen Start-up DeepMind die Fusion bekannt gegeben.

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Demis Hassabis, Google DeepMind

Der Mitgründer von DeepMind, Demis Hassabis, während einer Pressekonferenz 2016 in Seoul. Google hatte die britische Firma 2014 für etwa eine halbe Milliarde Dollar gekauft.

(Bild: dpa, Jeon Heon-Kyun/Archiv)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Silke Hahn
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KI-Forschung findet bei Google ab sofort unter einheitlicher Führung und mit gemeinsamer Marke statt: In Google DeepMind fusionieren die KI-Forschungsabteilung Brain und das dem Konzern angegliederte Start-up DeepMind nun offiziell. Die Entwicklung hatte sich bereits angedeutet, seit Google seine beiden KI-Töchter als Projekt Gemini im März 2023 zur Zusammenarbeit an einem großen Sprachmodell verpflichtet hatte. Damals hieß es, dass auch andere Teams von Google weiterhin dabei seien, verschiedene große KI-Modelle weiterzuentwickeln, und Google hat wie Microsoft damit begonnen, KI-Anwendungen über das Produktportfolio hinweg in die eigene Office-Suite und in seine Clouddienste zu integrieren.

Der CEO des Google-Mutterkonzerns Alphabet Sundar Pichai und der Geschäftsführer sowie Mitgründer von DeepMind Demis Hassabis teilten die Fusion der Außenwelt am Abend des 20. April in zwei separaten Blogposts zeitlich abgestimmt mit. Zuvor hatte die Belegschaft intern schriftlich von der Zusammenlegung erfahren. Der bisherige Leiter von Google Brain Jeff Dean wird zum Chief Scientist von Google befördert und soll mit Demis Hassabis gemeinsam die Richtung der KI-Forschung bestimmen. Während Dean die wissenschaftliche Gesamtleitung übernimmt, soll Hassabis als Geschäftsführer (CEO) von Google DeepMind die Entwicklung großer General-Purpose-KI-Systeme leiten. Erstes Ziel von Google DeepMind sei eine Reihe leistungsstarker, multimodaler KI-Modelle.

Google Research werde die Grundlagenforschung fortsetzen in den Bereichen Algorithmen, Theorie, Datenschutz, Sicherheit, Quantencomputing, Gesundheit, Klima, Nachhaltigkeit sowie Responsible AI (verantwortungsvoller KI). Das bisherige Tech-und-Society-Team unter der Leitung von James Manyika bleibt offenbar bestehen.

Künstliche Intelligenz (KI) und mit Blick auf die Zukunft auch starke KI (Artificial General Intelligence, AGI) werde potenziell eine der größten gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Umwälzungen der Geschichte bewirken, schrieb Hassabis seinen Mitarbeitern per E-Mail. Künftig werde der Mutterkonzern daher die Forschung des Brain-Teams und von DeepMind zu einer einzigen Einheit bündeln, um im Wettbewerb mit anderen Anbietern schlagkräftiger zu sein und schneller voranzukommen.

Hassabis' Mail ist im DeepMind-Blog veröffentlicht. Demzufolge habe er mit den Führungskräften von Alphabet und Google Brain in den vergangenen Monaten begonnen, die KI-Forschung gemeinsam zu koordinieren. Für Google DeepMind soll ein wissenschaftliches Aufsichtsgremium neu eingerichtet werden, das die Arbeit und die Ausrichtung der neuen Organisationseinheit lenkt, unter der Leitung des neuen Vice President Koray Kavukcuoglu, der bislang die Forschung bei DeepMind in dieser Rolle geleitet hatte. Die genaue Zusammensetzung des Leitungsgremiums werde in den kommenden Tagen festgelegt. Ein internes Townhall-Meeting der DeepMind-Belegschaft ist für Freitag, den 21. April angesetzt.

Die Bekanntgabe der Fusion lässt sich im Wortlaut im Blog von DeepMind sowie auf der Keyword-Webseite von Google nachlesen.

Demis Hassabis hatte DeepMind 2010 gemeinsam mit Shane Legg in London gegründet. Google kaufte das Start-up 2014 für rund eine halbe Milliarde US-Dollar. Seit 2016 liegt laut Sundar Pichai der Unternehmensschwerpunkt auf KI (AI first), und Google hat seither KI in zahlreiche Produkte integriert, namentlich YouTube, Google Mail und die Kamera der Pixel-Smartphones sowie in der Cloudsparte. Beide KI-Teams haben in den vergangenen Jahren Pionierarbeit geleistet. So stammt die Transformerarchitektur von Google, ebenso wie zahlreiche Tools und Techniken, die heute beim Training großer Machine-Learning-Modelle zum Einsatz kommen, wie etwa TensorFlow, das Deep Reinforcement Learning, Model Distillation und Machine Learning über verteilte Systeme.

Die britische Firma DeepMind hatte AlphaGo entwickelt, das erste KI-System, das einen Menschen im Go-Spiel schlagen konnte: Der damals weltbeste Go-Spieler Lee Sedol trat 2016 gegen das Computerprogramm an und verlor vier von fünf Partien – AlphaGo gilt bis heute als ein Meilenstein des Machine Learning. Mit AlphaFold gelang es den Briten im Sommer 2022, die 3D-Strukturen fast aller bekannten Proteine zu ermitteln – die Technik revolutionierte über Nacht die Pharmaforschung, und das Wissenschaftsmagazin Science widmete der Arbeit damals eine Spezialausgabe.

(sih)