Intel will Chip-Produktion sowohl auslagern als auch Aufträge übernehmen

Zwei neue Chip-Fabriken für 20 Milliarden US-Dollar sollen externe Auftraggeber locken. Intel will aber auch selbst vermehrt extern fertigen lassen.

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Pat Gelsinger mit Ponte Vecchio Grafikprozessor

Pat Gelsinger mit "Ponte Vecchio" Grafikprozessor

(Bild: Intel)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Frank Schräer
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Der neue Intel-Chef Pat Gelsinger nimmt nach nur sechs Wochen im Amt wichtige strategische Änderungen beim Marktführer vor. Intel wird erstmals seine eigene Halbleiterfertigung für externe Auftraggeber öffnen. Dazu beitragen sollen zwei neue Chip-Fabriken in Arizona, die dort für 20 Milliarden US-Dollar gebaut werden. Gleichzeitig will Intel aber auch selbst vermehrt extern fertigen lassen.

Im Rahmen der neuen Strategie Intels "IDM 2.0" (Integrated device manufacturing) wurde "Intel Foundry Services" gegründet. Dieser neue Geschäftsbereich wird die eigene Halbleiterfertigung externen Auftraggebern anbieten. Dafür sollen Produktionskapazitäten sowohl in den USA als auch in Europa genutzt werden. Gelsinger nennt zwar noch keine Namen, aber er erklärt, dass die Branche bereits großes Interesse zeige. Angesichts der anhaltenden Chip-Knappheit ist dies wenig überraschend.

Die steigende Nachfrage nach Halbleiterprodukten dürfte Intel dazu bewogen haben, seine Fertigungsstätten in Arizona von vier auf sechs Chip-Fabriken zu erweitern. Intel wird dort 20 Milliarden Dollar investieren. Dafür werden über 3000 Festangestellte in der Hightech-Branche gesucht, aber Intel benötigt auch über 3000 Bauarbeiter und erwartet rund 15.000 neue Stellen im Umfeld der Fabriken, die laut US-Medienberichten 2024 die Produktion aufnehmen sollen. Weitere Investitionen in eine Herstellung möchte Gelsinger binnen Jahresfrist ankündigen.

Die Fertigungskapazitäten in den USA, Europa und anderen Standorten sollen im nächsten Schritt weiter ausgebaut werden, aber dazu wird Intel erst im Laufe dieses Jahres mehr verraten. Intel hat in Europa von 2019 bis 2021 bereits 7 Milliarden Dollar (5,9 Milliarden Euro) investiert, um die eigenen Produktionskapazitäten zu steigern. Intels Deutschland-Geschäftsführerin Christin Eisenschmidt erklärte dazu gegenüber heise online, dass "Intel seinen Beitrag zur Erfüllung des Ziels der EU leisten will, bis zum Jahr 2030 20 Prozent der Weltproduktion an Halbleitern einschließlich Prozessoren in Europa zu fertigen."

Intel Fab 42 in Arizona für 10-nm-Fertigung

(Bild: Intel)

Gelsinger betont, die überwiegende Mehrheit der eigenen Produkte weiterhin selbst zu fertigen. Dies sei ein wichtiger Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Chip-Entwicklern. Für eine höhere Flexibilität sollen aber auch externe Auftragsfertiger stärker eingebunden werden. Damit soll Intels Roadmap hinsichtlich Kosten, Performance, Zeitplan und Kapazität optimiert werden können. Konkrete Pläne nannte Gelsinger auch hier nicht; ab 2023 sollen Intels Kernprodukte sowohl im Desktop- als auch im Server-Bereich zumindest teilweise aus externer Fertigung kommen.

Die Entwicklung der eigenen 7-Nanometer-Technik macht nach Angaben Gelsingers Fortschritte. Intel musste im August 2020 noch zugeben, dass sich dieser nächste Schritt in der Chip-Fertigung um mindestens ein Jahr verzögert. Die ersten 7-nm-Produkte sind deshalb erst Ende 2022 oder Anfang 2023 zu erwarten.

Intel hat nach eigenen Angaben den 7-nm-Prozessablauf mit extrem-ultravioletter (EUV) Belichtungstechnik überarbeitet und vereinfacht. Dadurch soll ein 7-nm-Prozessor mit dem Codenamen "Meteor Lake" bereits im zweiten Quartal dieses Jahres sein Tape-In erfahren, also dessen funktionierendes Design bestätigt werden. Auf dem Markt ist mit "Meteor Lake" nicht vor 2023 zu rechnen.

Für kommende Prozessor-Generationen will Intel mit IBM zusammenarbeiten. Gemeinsam wollen die Unternehmen an Logik- und Produktionstechnologien forschen.

(fds)