Neomir: ESA-Sonde soll für uns unsichtbare Asteroiden aus dem All entdecken

Vor zehn Jahren explodierte über Tscheljabinsk urplötzlich ein nicht sehr großer Asteroid. Die ESA will uns künftig drei Wochen Vorwarnzeit einräumen.

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Künstlerische Darstellung der geplanten Arbeitsweise von Neomir.

(Bild: ESA/Pierre Carril)

Lesezeit: 3 Min.

Die ESA arbeitet an einer Raumsonde, die die Menschheit vor gefährlichen Asteroiden warnen soll, die aus Richtung der Sonne kommen und von der Erde aus nicht zu erkennen sind. Wie die Europäische Weltraumagentur erläutert, trägt die Mission den Namen Neomir und soll eine NASA-Mission ergänzen, bei der es um die Suche nach größeren Asteroiden geht. Neomir soll dazu am sogenannten Lagrange-Punkt L1 Stellung beziehen und von dort konstant nach möglicherweise gefährlichen Asteroiden suchen, die mindestens 20 m groß sind. Welche Schäden auch solche vergleichsweise kleinen Asteroiden anrichten können, hat sich vor zehn Jahren über der russischen Metropole Tscheljabinsk gezeigt. Mit Neomir soll es in solch einem Fall wenigstens eine Vorwarnzeit geben.

Zwar kennen wir inzwischen so gut wie alle erdnahen Asteroiden mit einem Durchmesser von mehr als einem Kilometer, erklärt die ESA. Aber die kleineren seien deutlich häufiger und für die Erde nicht ungefährlich. Bei einer Vorwarnzeit von einigen Tagen, könnten betroffene Gebiete evakuiert und zurückbleibenden Menschen Vorsichtsmaßnahmen empfohlen werden. In Tscheljabinsk beispielsweise sind viele Fenster gesplittert. Von denen sollte man sich also beispielsweise fernhalten und die, wenn möglich, auch öffnen. Genau die dafür nötige Vorwarnzeit soll das Frühwarnsystem Neomir ("Near-Earth Object Mission in the InfraRed") liefern. Starten könnte es um das Jahr 2030 mit einer europäischen Rakete des Typs Ariane 6, aktuell befindet sich die Mission in einer "frühen Studienphase".

Neomir würde dann am Lagrange-Punkt L1 stationiert, also dem Gleichgewichtspunkt genau zwischen Erde und Sonne. Von dort würde die Sonde in die Bewegungsrichtung der Erde blicken und nach Asteroiden Ausschau halten, die deren Bahn kreuzen. Von dort könnte sie Asteroiden finden, für die wir von der Erde aus quasi blind sind, weil sie von der Sonne überstrahlt werden. Außerdem soll die Sonde im infraroten Spektrum suchen, also nach Wärmestrahlung fahnden, die von den angestrahlten Asteroiden abgegeben wird. Für die Erde gefährliche Asteroiden mit einem Durchmesser von 20 m oder mehr sollten auf diesem Weg mindestens drei Wochen im Voraus entdeckt werden, "schlimmstenfalls" aber drei Tage vor dem Einschlag. Der Asteroid von Tscheljabinsk war dagegen ohne jede Vorwarnung abgestürzt.

Mit Neomir will die ESA die NASA-Mission NEO-Surveyor ergänzen, die 90 Prozent aller erdnahen Objekte finden soll, die einen Durchmesser von mindestens 140 m haben. Als "erdnah" gelten Himmelskörper, deren Orbit der Umlaufbahn der Erde nahekommt, die müssen dabei nicht unbedingt der Erde selbst nahekommen. Die Suche nach solchen Objekten hat seit etwa 20 Jahren massiv an Fahrt aufgenommen. Inzwischen kennen wir zwar über 10.000 erdnahe Asteroiden mit einem Durchmesser von 140 bis 1000 Metern, das dürften aber nicht einmal 40 Prozent der Gesamtpopulation sein. Auch wenn solche nicht ganz so großen Objekte zwar nicht zwangsläufig globale Katastrophen auslösen müssen, könnten sie mindestens regional für immense Schäden und viel menschliches Leid sorgen. Deshalb soll die Suche in den kommenden Jahren komplettiert werden.

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(mho)