Enduro-Reifen für die schwere Fraktion​: Die Alleskönner​

Für die SUV unter den Bikes empfiehlt sich ein gemäßigter Negativprofilanteil. Grobstoller für leichte Sportenduros halten weder deren Kraft noch Gewicht stand.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 5 Kommentare lesen

Die großen Enduros wie BMW GS auf dem Bild sind komfortabel, kräftig und schwer, aber nicht mehr wirklich geländegeeignet. Die meistgefragten Reifen für diese beliebte Kategorie können demzufolge Straße und ein bisschen Gelände.

(Bild: BMW)

Lesezeit: 9 Min.
Von
  • Ingo Gach
Inhaltsverzeichnis

Ähnlich den SUV bei Auto-Käufern sind in Deutschland schwere Enduros bei Motorradfahrern beliebt. Fast vergleichbar werden die meisten davon nicht im Gelände eingesetzt, sondern sehen fast nur Asphalt und allenfalls gelegentlich mal Fahrbahnen etwas abseits davon. Aufgrund dieses überwiegenden Nutzungsprofils stellen wir straßentaugliche Enduroreifen mit dem nötigen Rest Geländefähigkeit vor.

Die ultraleichten Sport-Enduros für ernsthaften Offroad-Wettbewerb, von Motocrossern abgeleitete Geländemaschinen mit extrem langen Federwegen und fast ohne Alltagstauglichkeit, sind also nicht gemeint. Die weitverbreiteten Reise-Enduros hingegen sind heute schwere Maschinen, die viel Komfort, hohe Zuladung und mittlerweile auch große Hubräume mit entsprechend heftigem Drehmoment offerieren. Da sich mit ihren rund 250 kg Leergewicht vernünftigerweise kaum jemand ins Gelände traut, wurden mit jeder Generation Federwege und Fahrwerk immer mehr Richtung Straßenbetrieb ausgelegt. Entsprechend sollte die Bereifungen dazu passen.

Eher selten werden schwere Motorräder so durchs Gelände gescheucht. Sand ist ohnehin ein Spezialfall.

(Bild: KTM)

Während Sport-Enduros auf sehr groben Stollenreifen mit hohem Negativprofilanteil rollen, die im Geröll, Sand und Schlamm gute Traktion bieten, ergibt diese Art von Bereifung auf straßenorientierten Reisemaschinen wenig Sinn. Die Stollen fangen unter dem Gewicht auf Asphalt schnell an zu walken und bescheren den schweren Maschinen ein schwammiges Fahrgefühl, in Schräglage kann es sogar gefährlich werden, vom extremen Profilverschleiß ganz zu schweigen.

Deshalb liefern wir hier einen Überblick auf empfehlenswerte Enduroreifen, die in erster Linie für den Betrieb auf der Straße und nur eingeschränkt für den Geländeeinsatz gedacht sind. Tatsächlich biegen die allerwenigstens Reiseenduristen vom Asphalt ab und wenn, dann beschränken sie sich auf halbwegs griffige Schotterpisten. Daher sollten Besitzer extrem leistungsstarker Enduros sich genau überlegen, ob sie überhaupt Geländereifen aufziehen sollten. Bei Leistungen von 130 PS und mehr sind die Stollenpneus im Handumdrehen abgefahren und bieten nur noch eine schlechte Traktion. Hier gewähren reine Straßenreifen mehr Sicherheit und längere Lebensdauer. Dennoch werden den meisten Reiseenduros schon aus Gründen der Optik vor der Erstauslieferung Reifen mit deutlichem Negativprofil aufgezogen.

Metzeler Karoo Street

(Bild: Metzeler)

Der Karoo Street von Metzeler gehört trotz des rätselhaften Namens (in der Karoo gibt es zwar Roads, aber keine Street) zu den talentierten Reifen, die sowohl auf der Straße, als auch im Gelände eine sehr überzeugende Leistung bringen. Fahrer, die ihre kräftige Großenduro mit dem Karoo Street auf dem Asphalt ausquetschen oder auf losem Untergrund Vollgas geben, kommen natürlich bald an sein Limit. Aber wer es nicht übertreibt, wird in beiden Einsatzgebieten seine helle Freude mit den Gummis haben.

Metzeler hat eine Multi-Radius-Kontur geschaffen, die zu einer erweiterten Reifenaufstandsfläche mit entsprechend viel Grip führt. Der Karoo Street verfügt über große Profilblöcke in V-Form, was sich positiv für die Traktion auf Asphalt auswirkt. Gleichzeitig zeigt er aber auch relativ breite Rillen, die wiederum im Gelände von Vorteil sind. Auch Handling und Eigendämpfung funktionieren beim Karoo Street ausgesprochen gut.

Sein Silica-Anteil ist sehr hoch, was eine kurze Aufwärmphase des Gummis zur Folge hat, selbst an kühlen Tagen. Absolut überzeugend auch seine Übertragung der Bremskräfte und die hohe Laufleistung. Das Vorderrad bietet Metzeler in fünf Dimensionen von 21 bis 17 Zoll an, den Hinterreifen gibt es in sechs mit 18 und 17 Zoll.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier ein externer Preisvergleich (heise Preisvergleich) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (heise Preisvergleich) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Conti TKC 70

(Bild: Conti)

Der Conti TKC 70 deckt einen erstaunlich weiten Einsatzbereich ab. Auf der Straße gibt er sich sehr handlich, absolut stabil in Schräglage und mit einem ausgezeichneten Grip gesegnet. Doch selbst auf Schotterstrecken schlägt er sich verblüffend gut und stößt erst auf sehr losem Untergrund oder Sandpassagen an seine Grenzen, die hauptsächlich auf den durchgehenden Mittelsteg des Hinterreifens zurückzuführen sind.

Conti verzichtet beim TKC 70 bewusst auf Rillen in der Mitte des hinteren Pneus, um eine sehr hohe Laufleistung zu bieten. Der Vorderreifen hingegen verfügt über genügend Negativprofil, um sich auch im Gelände im Untergrund festzubeißen.

Dennoch bleibt er auf Asphalt stets gelassen und berechenbar. Nur bei sehr hohem Tempo weit jenseits der Autobahnrichtgeschwindigkeit kann es gelegentlich zu leichten Pendelerscheinungen kommen, was aber sicher auch abhängig vom jeweiligen Motorrad ist. Den Vorderreifen gibt es in sechs Dimensionen von 21 bis 17 Zoll, den Hinterreifen in acht mit 18 und 17 Zoll.

Heidenau K60 Scout

(Bild: Heidenau)

Mit dem K60 Scout wollte Heidenau einen besonders vielseitig einsetzbaren Reifen erschaffen – und das Ziel haben sie erreicht. Die Pneus wirken optisch zwar sehr grobstollig, dennoch verfügen sie auf der Straße über beruhigend viel Traktion, selbst in tiefer Schräglage lässt sich der K60 Scout kaum aus der Ruhe bringen. Im Regen erwirbt er sich sogar das Prädikat "exzellent", kaum ein Stollenreifen durchpflügt auf Asphalt so sicher die Fluten.

Seine große Stunde schlägt aber auf Schotterstrecken, wo der K60 Scout zur Höchstform aufläuft, was in Anbetracht des durchgehenden Mittelstegs am Hinterrad keineswegs selbstverständlich ist. Sein Grip ist selbst bei schweren Enduros beachtlich, er folgt präzise der ausgewählten Linie. Durch den hohen Negativprofilanteil verfügt der Reifen über eine gute Selbstreinigung und setzt sich nicht so rasch zu.